Hallo, hier ein schönes Interview, dass die Plattform Prontopro.de kürzlich mit mir geführt hat.Viel Spaß beim Lesen!
https://www.prontopro.de/blog/die-kunst-des-schoenen-schreibens/
Die Kunst des schönen Schreibens
Wer handschriftlich etwas schreibt, wird dies zu einem Großteil tun, um sich schnell Notizen zu machen. Die Schrift an sich spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle – Hauptsache, man kann die Wörter entziffern und weiß, was gemeint ist. Demgegenüber steht die Kalligraphie. Hier wird Schreiben zu einer wahren Kunst. Mit Pinsel, Feder, Filzstift oder anderen Schreibwerkzeugen werden die Buchstaben in verschiedensten Stilen ästhetisch und kreativ geschrieben (gezeichnet) Diese Kunstform ist nicht leicht und es bedarf einiges an Übung, bis man die klaren Schwünge, Schnörkel oder Ecken so ziehen kann, dass am Ende ein Kunstwerk entsteht. Wer sich für dieses Handwerk interessiert, kann Workshops besuchen, in denen man sich mehrere Stunden intensiv mit der Kalligraphie beschäftigt.
Agnete Sabbagh wurde 1970 in Hannover geboren. Schon immer war sie künstlerisch interessiert. Malen, zeichnen, basteln und bauen gehörten zu ihren liebsten Hobbys. Nach dem Studium der Deutschen Literaturwissenschaft und der vergleichenden Religionswissenschaft kam sie durch Zufall zur Kalligraphie. Sie war auf der Suche nach einem Job in Berlin und setzte sich aufgrund einer anonymen Anzeige in der Zitty, wo eine Kalligraphin gesucht wurde, mit dem Thema auseinander und bekam die Stelle. Hinter der anonymen Anzeige verbarg sich die Eventagentur Hardenberg Concept, die kurz nach der Wende eine Art Salon im Stil der vergangenen Jahrhunderte entwickelt hatte und dazu die „Berliner Gesellschaft“ zu regelmäßigen Events einlud.
Sie hatte ihren Arbeitsplatz in einer wunderschönen Villa in Nikolassee und kalligraphierte Hunderte von Einladungen individuell. Die Zeit war sehr schön, aber auch ziemlich anstrengend. Je nach Event circa ein bis zwei Wochen täglich acht Stunden zu kalligraphieren ist körperlich herausfordernd. Danach gab es aber auch immer Pausen und als „Zückerchen“ die Events, die sie natürlich auch besuchte. Mit der Zeit entstand der Wunsch, Leuten die Kunst der Kalligraphie, aber auch der freien Kunst näher zu bringen – Schrift-Bilder, Darstellungen von Kalligraphie und Illustration oder auch freiere Arbeiten mit Collagetechnik oder Encaustic (Wachs).
Nach circa 16 Jahren mehr oder weniger Homeoffice gibt es nun ihr Ladenatelier in Köln Sülz seit gut fünf Jahren. Seit einiger Zeit geht es mehr in Richtung Ausstellungen und Galerien und daher hat sie keine geregelten Öffnungszeiten mehr, sondern nur noch Termine auf Anfrage. Dadurch ist der „Publikumsverkehr“ deutlich geringer und ihr bleibt mehr Zeit für freie Arbeiten. Sie arbeitet alleine, aber natürlich auch mit Eventagenturen zusammen oder sie bietet das ganze Paket zum Beispiel zu einer Hochzeitseinladung (Hochzeitspapeterie) an. In letzter Zeit liegt der Fokus mehr auf der freien künstlerischen Umsetzung von Arbeiten in Form von Collagen aus Kalligraphie, Schrift, Papieren, Fotos und Wachs (EncausticArt/Mixed Media).
Wie kam es dazu, dass Sie schließlich Kalligraphin wurden? Wenn Sie Kalligraphie in drei Worten beschreiben müssten, was wären diese Worte?
Der Zufall führte mich zur Kalligraphie. Die Begeisterung für Schrift in jeder Form lebe ich jetzt seit über 20 Jahren und werde nicht müde, immer Neues auszuprobieren.
Was begeistert Ihrer Meinung nach immer mehr Menschen an dieser Schreibkunst? In welchem Maß, glauben Sie, beeinflusst die Ästhetik der Kalligraphie die Menschen?
In der digitalisierten Welt fehlt das Haptische und das Gefühl, etwas Einzigartiges zu machen. Eine Mail auszudrucken, ist nicht besonders wertvoll. Die Handschrift ist etwas Eigenes, Einzigartiges, das wir nicht besonders im Alltag pflegen. Die Kalligraphie ist ja sozusagen die Mutter der Handschrift und über diesen Weg finden auch weniger kreative Menschen den Weg zum künstlerischen Ausdruck. Denn schreiben kann fast jeder, die Alphabete bauen eine Brücke. Der kreative Prozess ist so schon „vorbereitet“, man muss ihm nur folgen wollen. Ein weiterer Aspekt ist die meditative Seite der Kalligraphie, die natürlich total entschleunigt und damit im Kontrast zur dauernden Hetzerei im Alltag steht. Die Ästhetik der Kalligraphie zieht in Bann, wenn man offen für diese Art von Schönheit ist.
Was ist der Unterschied zwischen Lettering und Kalligraphie? Kann Kalligraphie mehr Wirkung haben als die Worte selbst?
Kalligraphie bedeutet „schönes Schreiben“ und das erfolgt erst einmal nach festen Regeln. Man muss die Federn, die Federführung und die Alphabete kennenlernen und ziemlich lange und fortwährend üben. Eine gewisse Perfektion ist das Ziel.
Lettering sind mit der Hand geschriebene und gezeichnete, gerne auch mal unperfekte, Buchstaben, die aber nicht der täglichen Übung bedürfen, nur einem Formgefühl. Das Formgefühl ist natürlich bei jeder Art von Schriftkunst relevant!
Brush Lettering ist wieder etwas anderes, da wird mit einem Pinsel kalligraphiert. Das ist ähnlich anspruchsvoll wie die klassische Kalligraphie, auch hier macht Übung den Meister.
Zur Wirkung: Je nach Umsetzung der Kalligraphie kann es eine künstlerische Arbeit sein, wo das Schriftbild im Vordergrund steht und man teilweise die Worte nicht mehr lesen kann. Es geht aber auch ohne die Veränderung und Abstraktion der Schriftformen. Dann gestaltet man einen Text so, dass er schön anzuschauen und auch noch lesbar ist. Natürlich kommt es auch auf die Motivation des Künstlers an – will ich etwas „Lesbares“ kalligraphieren oder eben nicht.
Wie läuft denn ein Kalligraphie Workshop ab? Was kann man vom Workshop mitnehmen? Wie teuer ist ein Workshop?
Ich kann nur für meine Art der Workshops sprechen, meine Kollegen machen es teilweise ganz anders. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass die meisten Anfänger sich nicht länger als drei oder vier Stunden konzentrieren können. Daher sind meine Kurs auch nicht länger. Es gibt einen Kompaktkurs und keine wöchentlichen Sitzungen. Meiner Meinung nach reicht es für die Anfänger aus, in dieser Zeit zu verstehen, was Kalligraphieren mit einer Feder bedeutet.
Je nach Alphabet ist es schwerer oder leichter, die Federführung, die Alphabete und den Umgang mit Tinte oder Tusche auf verschiedenen Papieren zu üben. Hat man einmal Feuer gefangen, kann man auch gut weiter alleine üben, denn die Basics bleiben die gleichen. Ich halte nicht viel von Web-Tutorials für Anfänger, denn die Fehler beim Üben müssen vor Ort gesehen und korrigiert werden – face to face. Später kann man sich wunderbar über Web-Tutorials weiterbilden – das Angebot ist grenzenlos! Natürlich kann man sich auch klassisch bei Kollegen in analogen Workshops weiterbilden. Das Wichtigste ist und bleibt das Üben, ohne das funktioniert es nicht, ähnlich wie beim Geigespielen.
Meine Kurse kosten ab circa 65-90 Euro – je nach Material und Dauer.
Üben bis zur Perfektion
Kalligraphie ist eine hohe Kunst und folgt ganz bestimmten Regeln, die ein Anfänger erst lernen muss. Zunächst muss man die Feder, die Federführung und die Alphabete kennenlernen, bevor man sich aufs Schreiben stürzen kann. Dann geht es darum, das Gelernte immer wieder zu üben, denn das Ziel ist die Perfektion. Agnete Sabbagh bietet hierfür Workshops an, in denen die Basics vermittelt werden und man sich ganz auf die Kalligraphie konzentrieren kann. Dabei ist ihr der persönliche Kontakt wichtig, sie achtet auf Fehler und korrigiert diese umgehend. Da die Kunst des schönen Schreibens auf Dauer sehr anstrengend sein kann, sind ihre Kurse nicht länger als drei oder vier Stunden. Je nach Material und Dauer liegen die Kosten zwischen 65 und 90 Euro.
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